Praxisschwerpunkt:

Tinnitus

 

Tinnitus (Ohrgeräusch) ist die Wahrnehmung von Tönen oder Geräuschen ohne äußeren Reiz. Die akustischen Eindrücke werden dabei als Brummton oder Pfeifton, Zischen, Rauschen, Knacken oder Klopfen beschrieben.

In der organbezogenen Medizin gilt Tinnitus nicht als eigenständige Erkrankung, sondern als Symptom, das im Rahmen verschiedener Erkrankungen auftreten kann. Dauert der Tinnitus jedoch länger an, über Monate und Jahre, und wird er im Laufe der Zeit zum Problem für den Patienten, das heißt zum überwiegenden Lebensmittelpunkt und leidet der Patient darunter, kann er einen Krankheitscharakter entwickeln, ja im psychologischen Sinne zu einer Krankheit werden.

Aufgrund komplexer Zusammenhänge des Gehörsystems im Ohr selbst und der Weitergabe von Gehörtem im Verlauf der so genannten Hörbahn vom Ohr zum Hörzentrum im Gehirn ist eine eindeutige Zuordnung der Entstehung und des „Sitzens“ eines Tinnitus bisher noch nicht ganz geklärt und daher schwierig nachzuweisen.

Nach einem Modell werden die vom Innenohr umgewandelten Signale durch unterbewusste Reaktionen modelliert und gefiltert. Die Gefühlswelt verknüpft mit dem Signal spezifische Reaktionen wie Angst, Kampfbereitschaft, Ärger, aber auch Glücksgefühle, Wohlsein usw. Bei Tinnitus führen diese Mechanismen zu einer dauernden Belästigung, die wiederum die emotionale Welt negativ beeinflusst.
Die mit Tinnitus verknüpften Unannehmlichkeiten gehen aufgrund der zentralen Verarbeitungsprozesse vom Gehirn aus.
Die Therapie des chronischen Tinnitus muss dies berücksichtigen, denn so, wie das Gehirn und die akustische Wahrnehmung die Existenz eines Dauertons „gelernt“ und „gespeichert“ hat, kann die Wahrnehmung dieses Hörimpulses auch abtrainiert werden. Dies ist die Grundlage der „retraining“-Therapie. Mit oder ohne Masker, mit oder ohne Noiser.

 

Wie entsteht ein chronisches Ohrgeräusch?
Alle anatomischen Strukturen des Hörsystems (bestehend aus dem Ohr selbst, dem dahinter liegenden Hörnerv, der Hörbahn und der Hörrinde im Gehirn, wo akustische Reize erkannt und weiter verarbeitet werden), können auf unterschiedliche Weise zu Hörstörungen und zu Tinnitus führen. Gerade die Stellen, an denen mechanische Impulse in elektrische oder chemische Informationen umgewandelt werden, sind als kritisch hinsichtlich einer Tinnitusentstehung anzusehen. Der Tinnitus kann also an den Schaltstellen des Innenohrs oder auch an den Schaltstellen des Gehirns selbst entstehen.
Die Schaltstellen, die verschiedene Nerven miteinander verbinden, nennt man Synapsen.

 

Entstehung des Tinnitus:
Nach dem heutigen Verständnis der Zusammenhänge im Gehirn „die Neurobiologie“ fasst man die Entstehung des Ohrgeräuschs so auf:
Wird ein Sinnessystem, das Hörsystem, genügend lange und intensiv stimuliert, kann dieser Reiz zu einer Chronifizierung und damit zum Bleiben der ausgelösten Sinneswahrnehmung führen – auch wenn der auslösende Reiz weg bleibt.
Dies betrifft das Hörsystem beim Tinnitus, aber z. B. auch das Schmerzsystem bei länger bestehenden Schmerzen.
Die Ursache liegt darin, dass die Sinnessysteme über ein „Gedächtnissystem“ mit Kurz- und Langzeitgedächtnis verfügen.
Ein genügend lange bestehender Reiz aus dem Innenohr führt zu einer sich selbst aktivierenden Erregung der zentralen Hörbahn im Gehirn.

Der Tinnitus ist eher eine Verarbeitungsstörung der Höreindrücke nicht mehr im Ohr oder im Hörnerv selbst, sondern eine Verarbeitungsstörung, eine Fehlverarbeitung der Höreindrücke in der im Gehirn verlaufenden Hörbahn.

 

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